Frauensport in Luxemburg: 8 Porträts für den 8. März (I)

Anlässlich des Internationalen Frauentags, der am 8. März in zahlreichen Ländern weltweit gefeiert wird, porträtieren wir acht luxemburgische Sportlerinnen. Wir lassen ihre früheren Meisterleistungen Revue passieren und werfen auch einen Blick auf ihre derzeitigen Projekte. Diese Sportlerinnen dienen als Inspiration für kommende Generationen von Mädchen, die am Anfang ihrer sportlichen Laufbahn stehen und gegen Stereotypen und Diskriminierungen kämpfen. Dieser erste Artikel ist Lory Koster, Ni Xia Lian, Norma Zambon und Sandra Schwinninger gewidmet. In einem zweiten Artikel beschäftigen wir uns mit den Errungenschaften von Christine Majerus, Amy Thompson, Patrizia Van der Weken und Lena Rocca.

Lory Koster (1902-1999), Luxemburgs erste weibliche Teilnehmerin an den Olympischen Spielen

Im Alter von 22 Jahren nimmt Lory Koster an den Olympischen Spielen von Paris 1924 Teil, und die erste Luxemburgerin bei diesem Event. Sie tritt beim 200m Brustschwimmen an. Aus den Vorläufen geht sie als Zweitplatzierte ihrer Serie hervor und erreicht in einer Zeit von 3min 39s den sechsten Platz im Finale.

Die Talente von Lory beschränken sich allerdings nicht nur auf den Sport. Sie ist die jüngste von fünf Geschwistern aus einer Familie mit einer engen Beziehung zur Musik durch Lorys Großvater Ferdinand Hoebich, der erste Dirigent der luxemburgischen Militärmusik. Sie studiert Musik am Konservatorium der Stadt Luxemburg, anschließend in Brüssel und wird eine brillante Cellistin, Pianistin und Saxofonistin. In Belgien spielt sie im Frauenensemble The Stars Ladies Orchestra, und in den 1950er Jahren ist sie Mitglied des Grand Orchestre Symphonique von Radio Luxembourg, heute bekannt als Philharmonisches Orchester Luxemburg.

Der Pioniergeist liegt der Familie im Blut

Lory Koster ist die Schwester einer anderen luxemburgischen Pionierin: der Komponistin Lou Koster. In ihrer Jugend spielten sie gemeinsam Begleitmusik zu Stummfilmen und traten auch in Schwimmbädern auf!

Lory Koster ist Sportlerin und Musikerin und spielt im Frauenensemble the Stars Ladies Orchestra.
© Quelle: Melusina Press (Universität Luxemburg). CC BY-SA 4.0.

Ni Xia Lian (1963-), die älteste Tischtennisspielerin der olympischen Geschichte

Ni Xia Lian wird 1983 Weltmeisterin im Tischtennis. Sie ist 20 Jahre alt und spielt in der chinesischen Nationalmannschaft. Sie vertritt China, wo sie geboren wurde, bis 1989 und trägt seit 1991 die Farben Luxemburgs. Nach fünf Teilnahmen an den Olympischen Spielen (Sydney 2000, Peking 2008, London 2012, Rio 2016 und Tokio 2020), 24 Weltmeisterschaften und 18 Europameisterschaften ist eine Zusammenfassung ihrer Errungenschaften schwierig: zweimalige Weltmeisterin, dreimalige Europameisterin, Bronzemedaille bei den Europaspielen 2019...

Ni Xia Lian verschiebt weiterhin die Grenzen des Möglichen: sie wurde mit ihrer Teilnahme in Tokio 2020 nicht nur zur ältesten Tischtennisspielerin der olympischen Geschichte, sondern gehört auch heute noch zur Riege der 50 besten Tischtennisspielerinnen der Welt. Sie ist Ende Januar 2024 tatsächlich die Nr. 41 (Internationaler Tischtennisverband) und das mit 60 Jahren! Eine Bestätigung ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen von Paris 2024 steht noch aus.

Ni Xia Lian, die älteste Tischtennisspielerin in der olympischen Geschichte.
© Comité olympique et sportif luxembourgeois (COSL)

Ein Geschenk des Himmels

Über Ni Xia Lian gibt es ein Buch, das ihrer persönlichen und beruflichen Laufbahn gewidmet ist: "Ni Xialian, le don du ciel". Die in Shanghai geborene und seit über 30 Jahren in Luxemburg lebende außergewöhnliche Spielerin und Mutter ist selbstverständlich Botschafterin Luxemburgs in der Welt geworden.

Norma Zambon (1978-), von einer Medaille im Volleyball zur Gleichstellung von Frauen und Männern im Sport

Nach der Ausgabe 2023 der Spiele der kleinen Staaten von Europa belegt Luxemburg den dritten Rang im Medaillenspiegel, und Norma Zambon trägt erheblich zu dieser Errungenschaft bei. Die luxemburgische Volleyballnationalmannschaft der Frauen, in der sie spielt, gewinnt von 2005 bis 2013 fünf Medaillen, darunter Gold in Monaco 2007.

Norma Zambon beginnt im Alter von 16 Jahren Hallenvolleyball zu spielen. Ihre Sportlehrerin am Lycée Hubert Clément hat sie an diesen Sport herangeführt, bei dem sie insbesondere den Teamgeist schätzt: "Auch wenn die Spitzenspieler für das Spiel entscheidend sind, reicht ihre Spielstärke ohne eine einheitliche Teamleistung am Ende nicht aus", merkt sie an. Dann beginnt sie im Alter von 26 Jahren mit Beachvolleyball, bei dem man "Teil einer großen Familie war und bleibt". Obwohl sie der Nationalmannschaft angehört, wird sie niemals Profispielerin. Sie spielt von 1996 bis 2008 Volleyball und von 2005 bis 2013 Beachvolleyball. Seitdem ist sie Leiterin der Beachvolleyball-Kommission des luxemburgischen Volleyballverbands und derzeit auch dessen Vorsitzende.

Ihr Engagement endet nicht, nachdem sie sich vom aktiven Sport zurückgezogen hat. Seit 2009 ist sie Leiterin der Dienststelle Sport der Stadt Esch an der Alzette und beteiligt sich an zwei Schlüsselprojekten zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern im Sport. Einerseits die im März 2023 vorgestellte Charta "Gleichstellung von Frauen und Männern im Sport", die nunmehr von 25 Sportvereinen der Stadt unterzeichnet worden ist, andererseits das Projekt Integration durch Sport, in dessen Rahmen die Stadt Sportaktivitäten anbietet, die ausschließlich für Frauen und junge Mädchen gedacht sind, darunter Boxen, Street Defense System und Krav Maga.

Und in ihrer Freizeit...

Wenige Leute wissen, dass Norma Zambon es liebt, in ihrer Freizeit zu häkeln. Mit dieser Handstricktechnik, bei der eine Häkelnadel verwendet wird, um Kettmaschen zu formen, entstehen wunderbare Mützen, Schals und Decken in ihren Händen.

Norma Zambon, Präsidentin des luxemburgischen Volleyballverbands.
© Fédération luxembourgeoise de volleyball (FLVB)

Sandra Schwinninger (1981-), die wagemutige Para Schwimmerin

"Jeder Tag meines Lebens ist eine Herausforderung... und das gefällt mir!", versichert Sandra Schwinninger. Mit einer Ataxie, die die freie Bewegung von Armen und Beinen stark beeinträchtigt, was zu erheblichen Gleichgewichtsstörungen führt, beginnt sie 2018 im Alter von 37 Jahren mit dem Schwimmen, nachdem sie ihre Reha im Rehazenter abgeschlossen hat und bereits ein Jahr Mitglied im Verein Back2Sport ist. "Schwimmen ermöglicht es mir, mich frei zu fühlen, da ich im Wasser keine Hilfe benötige, um mich fortzubewegen".

Bei Wettkämpfen tritt sie in den Disziplinen Brust-, Freistil- und Rückenschwimmen an.. Im Rahmen der Internationalen Deutschen Meisterschaften im Para Schwimmen erreicht sie ihre bisher besten Ergebnisse im Brustschwimmen mit 1:20,48 min über 50m und 2:59,48 min über 100m. Danach bricht sie beim internationalen Schwimm-Festival für Menschen mit Behinderung im Dezember 2023 in Zagreb ihren eigenen Rekord über 100m Brust mit 2:56,03 min. Diese Ergebnisse sichern ihr zwar keinen Platz bei den Paralympischen Spielen von Paris 2024, aber sie hat bereits ihr nächstes Ziel im Visier: die Spiele 2028 in Los Angeles.

Sandra Schwinninger hat am Projekt "I'mPOSSIBLE" unter der Leitung des Luxembourg Paralympic Committee teilgenommen, dessen Ziel in der Förderung der Inklusion im und durch Sport, insbesondere unter den 6- bis 12-jährigen Kindern, besteht. Sie ist auch ehrenamtlich im Verein Back2Sport tätig.

Sandra Schwinninger bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften im Para-Schwimmen 2023 (Berlin).
© Quelle: Sandra Schwinninger

Kleine Anekdote

Sandra Schwinninger ist Mutter von drei Kindern im Alter von 14, 10 und 2 Jahren, und ihre Familie bedeutet ihr alles. Als sie ihr Haus ausbauten, ist Sandra auf das damals noch nicht fertiggestellte Dach gestiegen. Was für Menschen mit Gleichgewichtsstörungen gefährlich erscheinen mag, war für sie einfach nur ein Glücksmoment. In Begleitung ihres Ehemanns Micha hat sie den Nachbarn "Hallo!" zugerufen. "Ich habe gelernt, dass man im Leben Dinge wagen muss, ansonsten kommt man zu nichts".